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Für Nutzer von Pornografie ist es in der Regel nicht ersichtlich, ob Videos einvernehmlich entstanden sind. Sie können daher nie ausschließen, dass sie nicht gerade Darstellungen von Missbrauch, Vergewaltigungen oder sogar Videos mit Minderjährigen konsumieren. (Kristof, N., 2021; www.fightthenewdrug.org)

Wie bei jeder Art von Prostitution sind die Frauen in der Pornografie oft nicht freiwillig dort, sondern weil sie keine anderen Möglichkeiten haben. (Quelle: MacKinnon, 2005) Tatsächlich sind Pornos, sexuelle Ausbeutung und Sexhandel enger miteinander verbunden sind, als dem Durchschnittsverbraucher bewusst ist. (Quelle: www.fightthenewdrug.org)

So schließt Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung – eines der lukrativsten illegalen Geschäfte in Europa – Ausbeutung in der Prostitution und in der Pornografie ein (Quelle: Europäisches Parlament, Studie für den FEMM-Ausschuss, 2014). In einer länderübergreifenden Befragung aus dem Jahr 2003 berichten bereits damals 49% Betroffene von sexueller Ausbeutung, dass mit ihnen auch Pornos erstellt wurden. (Quelle: Farley, 2003, zit. n. Luzwick, 2017). Für die Herstellung von pornografischem Material werden also immer wieder echte Frauen und Kinder sowie auch einige Männer für kommerzielle Sexualakte verkauft. (Quelle: MacKinnon, 2005) 

Zu den fünf populärsten Suchbegriffen auf Pornoseiten gehört “Teens” bzw. “Schoolgirls”. Angesichts dieser Nachfrage - die weiterhin ansteigt - ist es nicht verwunderlich, dass die meisten erwachsenen Pornodarstellerinnen bereits als Minderjährige in die Pornobranche eingeführt wurden. In solchen Fällen liegt also sexuelle Ausbeutung Minderjähriger vor und die Ausbeutung hört in der Regel nicht mit dem Tag der Volljährigkeit auf. (MacKinnon, 2005, Vera-Gray, F., et al., 2021)

Die Pornoindustrie erweitert schleichend den Raum zwischen legalen und illegalen Bildern. Untersucht man die populäre Kategorie „Teens“, finden sich dort Unterkategorien wie „barely legal, school girls, young virgins, lolitas, incest“. Immer jünger wirkende Models mit Zahnspangen, Zöpfen, Schuluniformen und Stofftieren in der Hand schaffen eine Akzeptanz für die sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen. (Quelle: Stefan Kanke (2014): Sexualisierung des Alltags. Die Logik des Porno(Marktes), in: Weißes Kreuz Nr. 57/1)

Im April 2020 hat das Unternehmen MindGeek – Besitzer und Betreiber von über 100 Pornoseiten wie Pornhub, Xtube, Redtube und YouPorn – begonnen, mutmaßlichen dargestellten Kindesmissbrauch zu melden. Im Laufe des Jahres 2020 kam es daraufhin zu über 13.000 Meldungen von Bildern sexuellen Kindesmissbrauchs. (CBS News, 2021)

Fakt ist, dass minderjährige Opfer des Menschenhandels, die zur Pornoproduktion gezwungen wurden, im Durchschnitt 12 bis 13 Jahre alt waren, als sie mit den Dreharbeiten begannen. (Quelle: Bouché, V., 2018) 

Jeder achte Titel von Videos auf Pornoseiten weist auf sexuelle Gewalt hin. Diese Videos müssen nicht explizit gesucht werden, sondern finden sich in der Regel direkt auf der Startseite. (Quelle: Vera-Gray, F. et. al., 2021) Bis zu 9 von 10 Szenen beliebter Pornovideos zeigen tatsächlich körperliche Aggression oder Gewalt. Ca. die Hälfte enthält verbale Gewalt. Beides trifft in 97% der Fälle Frauen. (Bridges, A.J. et al, 2010)

Aus einer Studie, die den Inhalt von beliebten pornografischen Videos analysiert hat, geht hervor, dass über 88 Prozent der 304 analysierten Szenen körperliche Aggressionen (Prügel, Knebeln, Ohrfeigen) darstellen und über 48 Prozent der Szenen verbale Aggressionen (Beschimpfungen) enthalten. Die Täter waren in der Regel männlich, die Opfer der Gewalt meist weiblich. (Bridges, et al., 2010 und Fritz, N. et al, 2020)

Eine weitere Studie, die über 4000 heterosexuelle Szenen von den zwei großen kostenlosen Porno-Websites Pornhub und Xvideos analysiert hat, zeigt ähnliche Ergebnisse auf und stellt fest, dass in 97 Prozent der Fälle, Frauen das Ziele von verbaler oder physischer Gewalt waren. (Quelle: Fritz, N. et. al., 2020)

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch Deutschlands Rolle bzgl. der Produktion von Hardcore-Pornografie: Die Vereinigten Staaten sind der größte Produzent und Exporteur von Hardcore-Porno-DVDs und Webmaterial – gefolgt von Deutschland. (Quelle: http://familysafemedia.com/pornography_statistics.html#important_countries)

Pornografie beeinflusst die eigene Sicht auf Sexualität und auf Frauen (Eran Shor, 2018), fördert sexuelle Gewalt (Foubert et al, 2011) und kann eine Abhängigkeit verursachen (Kühn, S., Gallinat, J., 2014)

Einer Analyse verschiedener Studien mit insgesamt über 12.000 Befragten ergab, dass regelmäßiger Pornokonsum die sexuellen Neigungen verändern kann. So wurde bei 31% der Befragten eine erhöhte Neigung zu Gewalt, Pädophilie und BDSM festgestellt. (Quelle: Karlsruher Appell, 1997) Auch neigen Männer, die Pornografie konsumieren, häufig dazu, Gewalt gegen Frauen, sexuelle Belästigung und sexuelle Nötigung zu befürworten. (Quelle: Eran Shor, 2018) Sie weisen zudem eine stärkere Neigung dazu auf, jemanden vergewaltigen zu wollen (Quelle: Foubert et al, 2011) und zeigen weniger Mitgefühl gegenüber Betroffenen von sexueller Gewalt. (Allen et. al.1995, Oddone-Paolucci et. al. 2000)

Eine Schwedische Studie zeigt darüber hinaus, dass bei 70% der Jungen, die regelmäßig Pornografie unter anderem mit Gewaltdarstellungen, Missbrauch von Kindern und Tieren konsumieren, diese Praktiken auch selbst nachmachen wollen. (Quelle: Svedin CG, et. al, 2011)

Beratungsstellen für Nutzer von Pornografie berichten, dass Nutzer sich selbst als süchtig nach immer mehr und immer heftigeren Bildern dieses Genres erleben und wie sehr sie darunter leiden. (Quelle: Weißes Kreuz, 2020) Eine Erklärung hierfür liefert eine Studie des Max-Planck Instituts. Diese weist darauf hin, dass bei regelmäßigem hohen Pornokonsum das Belohnungssystem des Gehirns insofern abstumpft, dass der Nutzer nach einer Weile immer stärkere Stimulation benötigt, um das gleiche Niveau an Belohnung zu erreichen. Er sucht also mehr Konsum bzw. härteres Material. (Quelle: Kühn, S., Gallinat, J., 2014)

14 Mio Deutsche schauen sich regelmäßig pornografisches Material im Internet an (Statista, 2017).

Forschungen zufolge konsumieren durchschnittlich 66% der Männer und 41% der Frauen jeden Monat vor allem über das Internet pornografische Inhalte. (Paul P., 2007) Die 5 meistbesuchtesten Pornoseiten erreichen in einem Monat über 6 Milliarden Aufrufe (Castleman, M., 2018). Pornoseiten haben damit monatlich mehr Besucher als Netflix, Amazon und Twitter zusammen. Insgesamt hat über 50% des gesamten Datenverkehrs im Internet etwas mit Sex zu tun. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Pornografie mittlerweile zu einem Massenphenomen geworden ist, das unsere gesamte Gesellschaft beeinflusst. (Kühn, S./Galliant, J., 2014)

Der Erstkontakt mit pornografischen Inhalten geschieht immer früher: Das Alter, in dem Kinder erstmals in Berührung mit Pornografie kommen, liegt heute durchschnittlich bei elf Jahren. (www.fightthenewdrug.org)

Bereits 2009 gaben 85% der Jungen und 71% der Mädchen zwischen 14 und 16 Jahren in der Bravo Dr.-Sommer-Studie an, bereits pornografisches Material gesehen zu haben. (Quelle: BRAVO Dr.-Sommer-Studie 2009)

Einige Experten argumentieren, dass Pornografie aufgrund der zahlreichen sexistischen und frauenfeindlichen Inhalte besonders schädlich für die Einstellungen und das Verhalten junger Menschen ist. Regelmäßige Nutzung von Online-Pornografie kann Studien zufolge somit zu negativen Einstellungen bei Jungen gegenüber Mädchen und Frauen führen. (Quelle: Eran Shor, 2018)

Dennoch hat eine Umfrage unter 500 18-Jährigen gezeigt, dass 45% der jungen Männer der Ansicht sind, aus pornografischem Material etwas über Sex lernen zu können. (Quelle: UK Council for Internet Safety, 2017) Was Kinder und Jugendliche im Netz in pornografischen Darstellungen sehen, wird normal und imitiert. So berichtet die deutsche Therapeutin Tabea Freytag aus ihrem Alltag in der Beratung, dass der Druck auf junge Mädchen und junge Frauen zugenommen hat, sich auf porno-normierte sexuelle Praktiken einzulassen. Und das, obwohl die Mädchen diese Praktiken zumeist als schmerzhaft oder erniedrigend erleben. (Quelle: www.safersurfing.org)

Experten warnen, dass der Kinder- und Jugendschutz zwar im realen Leben immer größer geschrieben werde, Kinder online hingegen aber oft vollkommen ungeschützt wären und uneingeschränkten Zugang zu jeder Art von medialen Inhalten hätten. Eltern und Pädagogen fehle es häufig mehr an Medienkompetenz, als den Kindern und Jugendlichen. (Quelle: www.safersurfing.org)